Stellungnahme von Georg Otto zum erneuten Faschismusvowurf von Johannes Weigel


Eine Antwort an erneute Vorwürfe von Johannes Weigel gegen Georg Otto


Lieber rufschädigender Johannes vom ASTA-Hannover.

Mit "Politischer Brunnenvergiftung" in "BASTA"- Jan.97 haben Sie sich die Auseinandersetzung mit den Liberalsozialen zu leicht gemacht. Nachdem Sie/der ASTA die Freiwirtschaft Silvio Gesells, Helmut Creutz und mich als ihre Vertreter als faschistisch/Faschisten abstempelten, dies per Flugblatt in der Uni, in "BASTA", übers Internet und per Fax an grüne Gremien verbreiteten und Anhänger des ASTA vergeblich versuchten unsere Veranstaltung mit H.Creutz zu sprengen, haben sie auf meine dreimalige Aufforderung, ihre Vorwürfe in einem gemeinsamen Seminar aufzuarbeiten, geschwiegen. Als wir dies selbst durchführten, folgten weder Sie noch andere ASTA-Mitglieder unserer Einladung.

In "BASTA"-Nov.96 wiederholen Sie die Angriffe Ihres Flugblattes, verschweigen den Lesern aber meine Antwort, aus der Sie vielmehr einige Details, die Sie vorher nicht kannten und die ich mitteilte, damit Sie u.a. sehen können, daß ich keine "dunkle Vergangenheit" habe, wie Sie im Flugblatt behaupteten, gegen mich verwendeten. Das nenen Sie in "Politische Brunnenvergiftung" dann auch noch eine detaillierte Darstellung"."

Nur durch Gegenüberstellung Ihrer Texte mit einer Antwort hätten sich die LeserInnen selbst ein Urteil bilden können. Das verhinderten Sie durch einseitige Veröffentlichungen.

Auf Ihre Globalvorwürfe im ASTA-Flugblatt habe ich versucht detailliert zu antworten.

Im "BASTA" Nov. 96 haben Sie auch verschwiegen, daß ich 1969 auch wegen rechter Tendenzen, die es damals in der FSU gab, aus ihr austrat. Sie wiederholen vielmehr, trotz meiner gegenteiligen Antwort, daß mit dem von mir 1956 gegründeten Bund Freisozialer Lebensreformer (BFL) "die Partei (die FSU, d.V.) ihren ökologisch-lebensreformerischen Flügel bekam, mit dem sich die ökorechte Ausrichtung der FSU manifestierte." Und Sie verschwiegen den "BASTA"-LeserInnen aus meiner Antwort: "Wäre das so gewesen, warum sollte er (G.Otto, d.V.) dann die FSU verlassen haben?

Auf wie schwachen Füßen diese (und andere) Ihrer Aussagen beruhen, zeigte sich in der vom ASTA durchgeführten Diskussion mit Oliver Geden, Autor von "Rechte Ökologie", woraus Sie dies übernahmen. Ich fragte ihn, woher er dies wisse und er berief sich Dr.R.Stöß, Institut für sozialwissenschaftliche Forschung der FU Berlin, der im "Parteienhandbuch" (Mitte der 80er Jahre) an 3 Stellen den BFL erwähnte. Diese Seiten liegen bei. Eine "ökorechter Ausrichtung" des BFL ist an keiner Stelle herauszulesen. Der Verfasser und Verlag des Buches werden von mir aufgefordert, diese Stellen zu korrigieren.

Indem Sie diese meine Gegendarstellung den LeserInnen verschweigen, die mich belastende Stelle vielmehr wiederholen (wider besseren Wissen nennt man das wohl juristisch?) setzen Sie die politische Brunnenvergiftung Ihres Flugblattes, besonders gegen mich, fort. Ich bleibe dabei: Was Sie sich mir gegenüber leisten, ist schwerste Rufschädigung. Diesen politischen Rufmord kann ich nicht hinnehmen.

Sie, bzw. der ASTA, haben sich vor einer offenen Auseinandersetzung gedrückt. Die Veranstaltung mit Jutta Ditfurth war keine offene Auseinandersetzung, sondern eine billige Politshow, bei der ich lediglich in ca. 5 Minuten versuchen konnte, die Rednerin aufzufordern, sich bei ihrem Kampf gegen die Liberalsozialen sich auch einmal mit modernen Interpreten einer Geld- und Bodenrechtsreform wie Helmut Creutz (Autor "Das Geldsyndrom", (1994) und Prof.B.Senf (Autor "Der Nebel um das Geld" (1996) auseinanderzusetzen. Ihre Antwort war: "Mit Antisemiten diskutiere ich nicht." Billiger ging es nicht!

Ich ersuchte Sie, bzw. den ASTA, diese Antwort auf "PolitischeBrunnenvergiftung" in "BASTA" Jan. 97 und meine Antwort auf Ihr Flugblatt in der 1. Ausgabe von "BASTA" im SS 97 zu veröffentlichen und damit den überfälligen akademischen Diskussionsprozeß einzuleiten. Zweiter Schritt sollte eine für ASTA und Liberalsoziale gleichberechtigtigte Podiumsdiskussion sein.

Wie Sie aus meiner Antwort bereits wissen, bin ich zu einer differenzierten Auseinandersetzung bereit, bei der ich auch braune Schwachstellen der freiwirtschaftlichen Bewegung nicht schone. Ich lege Ihnen auch mein letztes Schreiben an die FSU bei, in der ich diese zum wiederholten Male ersuche, endlich in die offene Aufarbeitung dieser Schwachstellen der Bewegung Silvio Gesells einzutreten. Die Verschleierung dieser Fragen durch die FSU und ihre Zeitschrift "Der Dritte Weg" ist es gerade, die es rechtsorientierten Kräften ermöglicht, sich an Teile dieser Bewegung anzuhängen und dadurch auch die Gruppen zu belasten, die wie die Liberalsoziale Aktion (LSA) und die Liberalsozialen in Bündnis 90/Die Grünen klare antifaschistische Positionen vertreten.

Es grüßt der rufgeschädigte Georg Otto


Lieber Johannes! Im Nachtrag noch einiges zu Ihren Denkanstößen

1. Ich habe nicht behauptet, Juden sind eine Rasse. Der Satz wendet sich gegen Gottfried Feder und die NSDAP, die die Zinswirtschaft/Zinsknechtschaft rassistisch auf "die jüdische Weltverschwörung durch das internationale Bankkapital" zurückführen und dabei Juden als Rasse definieren. (Feder in "Der deutsche Staat auf nationaler und sozialer Grundlage.")

Ihre "Lösung" des Zinsproblems bestand letztlich in der Enteignung jüdischen Kapitals noch vor dem Kriege, das sie als "raffendes jüdisches Kapital" vom "schaffenden arischen Kapital" unterschieden: Bei der Besetzung großer Teile Europas wurde jüdisches Eigentum den deutschen Konzernen und Banken ausgeliefert.

Für Gesell hat der Zins nichts mit Rassen, nichts mit Schwarzen, Weißen, Gelben oder Roten oder was es sonst noch an Unterschieden der menschlichen Art gibt, zu tun, sondern ist ein Strukturproblem des hortbaren Geldes und trat mit diesem überall dort auf, wo und wann Menschen hortbares Geld als Tauschmittel (also mit einem Konstruktionsfehler) erfanden. Der Zins läßt sich mit der Berseitigung dieses Konstruktionsfehlers überwinden.

Daß sich Juden als Religionsgemeinschaft definieren, ist mir mindestens seit meinem Halbjahresaufenthalt in Israel 1963/64 bekannt, für den ich unbezahlten Urlaub nahm und wozu ich mich schon vorher mit Judaismus, Zionismus, Sozialstruktur Israels und der Araber beschäftigte.

2. Wo habe ich mit Worten oder Inhalten "Frauen auf eine Rolle als Mütter reduziert?"

Die Ausschüttung der Grundrente (Bodenzins) an die Mütter, wie es Gesell vo ca. 1000 Jahren vorschlug (Mütterrente), als Erziehungsgehalt an Erziehende, wie es heute vorwiegend von Liberalsozialen als mögliche Verwendung des abzuschöpfenden Bodenzinses (neben dem Geld- und Sachkapitalzins eine wesentliche Quelle feudalistisch/kapitalistischer Ausbeutung und Herrschaft von Menschen über Menschen), gleicht einen Teil der ökonomischen Belastung von Kindererziehung aus, die Kinderlose nicht haben, die aber einmal auf die Reaslisierung von Rentenansprüchen durch diese Kinder angewiesen sind.

Nach Berechnungen von H.Creutz - Mitte der 80er Jahre - hätte der Bodenzins damals für ein Erziehungsgeld von ca. 800 DM pro Kind/Jugendlichen bis 18 Jahre monatlich gereicht. Heute dürften es ca. 1000 DM sein. Im Vergleich zu bei Berufstätigkeit zu erzielenden Löhnen, sicher nicht ausreichend, um Frauen auf die Rolle als Mütter zu reduzieren.

Aber es ist sicher ein Ausgleich zu den Lasten der Kindererziehung und ein Stück mehr an sozialer Gerechtigkeit.

Denkbar ist auch die Finanzierung eines Erziehungsgehalts unabhängig vom Bodenzins, wie es Gesell einmal aus grundsätzlichen Erwägungen wollte, heute aus Steuermitteln und die einzuziehenden Grundrente kann ebenfalls dem Steuerfond zugeführt werden, um damit schwere Umwelt- und Sozialschäden des Kapitalismus zu finanzieren und sie später auf alle BürgerInnen pro Kopf zurückzuverteilen. Diese Varianten werden heute in der liberalsozialen Bewegung diskutiert. Eine Entscheidung darüber ist nötig, wenn es politisch gelingt, die Abschöpfung des Bodenzinses durchzusetzen.

Ein Erziehungsgehalt, wenn es Mütter in Anspruch nehmen, festigt sicher ihre Stellung gegenüber Männern und befreit sie ein Stück von männlicher Bevormundung.

3. Ist es verwerflich für die "Höherentwicklung der Menschheit, für ihre Veredelung" einzutreten, dafür daß, wie ich es in meiner Antwort an sie ausdrückte, nicht mehr wie im Kapitalismus mit seinem brutalen Kampf ums Überleben, um ökonomische und politische Vorteile und Macht die Verhaltensweisen der Menschen zu Entfaltung kommen, die dem Leben in diesem System gemäß sind, nämlich "Vorteilsdenken statt Gerechtigkeitsdenken, Anpassertum statt selbstbestimmtes Leben, Habgier, Machbesessenheit, Egoismus statt Nächstenliebe und solidarisches Handeln im Privaten wie unter Völkern?"

Von den wirtschaftlichen Reformen im Geld- und Bodenrecht, die einem liberalen Sozialismus (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus in einer ökosozialen Rahmenordnung) entsprechen, ist anzunehmen, daß sich allmählich neue Verhaltensweisen der Menschen entwickeln und durchsetzen, die zu einer Versittlichung der Menschen und Völker untereinander führen.

Und das soll schlecht sein, Sozialdarwinismus sein, der heute im Kapitalismus tobt, das soll Eugenik und Hochzucht sein? Wer ist da der Züchter und handelt es sich nicht vielmehr um durch den sozialdarwinistischen Kampf ums Überleben im Kapitalismus anerzogenes Verhalten, das in einem sanften Wettbewerb ohne Ausbeutung und ohne Unterdrückung sich allmählich von selbst und unter Einfluß sanfter Erziehung sich auch etwas schneller abbaut und anderen Verhaltensweisen Platz macht? Ich denke, daß dies die bessere, sich logisch aus der Ökonomie Gesells ergebende Interpretation seiner Erwartungen ist.

Aber laßt uns das ohne Vorbehalte erwägen - ebenso wie

4. Den Punkt Machtergreifung der Nazis. Ich gebe zu bedenken, daß trotz "Hoffähigkeit des Faschismus in allen Klassen", auch im "wissenschaftlichen Bereich" und vielleicht auch in der "breiten Front gegen den Faschismus" das Auf und Ab der Stimmen der NSDAP wesentlich vom ökonomischen Geschehen: Inflation - Scheinkonjunktur - Krise bestimmt war und daß sich die NSDAP machtmäßig mit Hilfe reaktionärer Kräfte erst durchsetzen konnte, nachdem die Massenarbeitslosigkeit die NSDAP auch im Parlament zu stärksten Partei werden lies und daß angesichts der Alternativlosigkeit auch in der "breiten Front gegen den Faschismus" diese keinen ernsthaften Widerstandswillen entwickelte.

Das und meine These dazu, daß die Gesellsche Konzeption, wie sie in den Freigeldprojekten von Wörgl/Tirol und Schwanenkirchen/Bayern erfolgreich gegen die Arbeitslosigkeit erprobt wurde, so daß eine Alternative gegen die Hilflosigkeit der Weimarer Parteien wie gegen die NSDAP sichtbar wurde und es ohne Verbot der Projekte zur Ausweitung des Freigeldes und zum Zurückdämmen der NSDAP komme konnte, das sollten wir ausführlich diskutieren.

Zum Schluß noch ein Denkanstoß meinerseits: Sie schreiben von einer "unausgegorenen" Lehre. Wäre sie wirklich so miserabel, so wäre der Erfolg der Freigeldprojekte, die auf dieser Lehre beruhten, kaum zu erklären. Der Erfolg von Wörgl, Senkung der Arbeitslosigkeit um 25% und Sanierung der Gemeindefinanzen nach 13 Projektmonaten, veranlaßte 130 Gemeinden Österreichs nach gründlicher Prüfung ebenfalls Freigeld einzuführen. Das wäre einer Entmachtung des Finanzkapitals von unten gleichgekommen und konnte nicht geduldet werden. Der damalige "Währungspapst" der USA, Prof. Irving Fisher, studierte das Experiment sehr genau und kam zu dem Schluß, daß er mit Freigeld die Krise in den USA, damals - 1932 -. bereits über 10 Millionen Arbeitslose, in wenigen Wochen überwinden könne. Er bezeichnete sich fortan als "bescheidenen Schüler des deutsch-argentinischen Kaufmanns Silvio Gesell": Und John Maynard Keynes, einer der führenden Ökonomen Europas war bereits 1936 überzeugt, daß "Die Welt vom Geiste Gesells mehr lernen werde, als vom Geist von Karl Marx". Er bestätigte den theoretischen Kern der Gesellschen Kapital- und Zinstheorie, die er mit seiner Liquiditätstheorie ergänzte. (In der neuen Nummer unserer Zeitschrift "Alternative 2000", gibt es in Kürze einen Disput zum Theorieverhältnis von Marx - Keynes - Gesell.) Als letzten Ökonomen weise ich auf Prof. Harms, ehemals Direktoer des Weltwirtschaftsinstituts Kiel hin. Er sagte, daß Gesells Freiwirtschaft nicht zu widerlegen ist. Man kann sie nur ablehnen.

Daß die Kapitalinteressenten sie ablehnen ist selbstverständlich. Daß viele Ökonomen von ihren Denkgewohnheiten nicht loskommen, ebenfalls. Warum Antikapitalisten nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus/Staatskapitalismus - also die Linke insgesamt, die bisher keine eigene Alternative zu realen Kapitalismus und zum nicht mehr bestehenden, vor kurzem ebenfalls noch realen Sozialismus entwickelt hat, es ablehnen, auf Gesell gründende Überlegungen zu einer Geld- und Bodenrechtsreform ernsthaft zu prüfen, ist nicht einzusehen. Oder liegt es daran, daß es Ideen sind, die nicht von Karl Marx stammen? Dem kann abgeholfen werden. Studiert, was Euch eure Marxismuslehrer meist verschwiegen: Die Geld- und Zinstheorie von Marx - sie deckt sich mit den Einsichten Gesells. (Nachzulesen in meiner Schrift:" Warum der Marxismus scheitern mußte", DM 6,50)

Georg Otto, 31079 Eberholzen, Gänseberg 11 - Tel. 05065/8132


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rechte und nationale Tendenden in der Freiwirtsdchaftsbewegung?

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Letzte Änderung am 24.06.1997