,,Braune Ware kommt In den Tauschring" im Landesteil der Hannoverschen und Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. unter ähnlichen Themen läuft das derzeit durch die Bundesdeutschen Medien (u.a. ,,DER SPIEGEL" Nr. 46/97 vom 10.11.1997, S.93-96) incl. Fernsehen (u.a. ARD Tagesthemen).
Tauschringe sind gegen rechte Unterwanderung nicht geschützt. Auch Teile der sich auf Silvio Gesell berufenden Bewegung sind das nicht und auch DIE GRÜNEN waren es nicht. Letztere hatte :es nur einfacher, denn die GLU-Grüne Liste Umweltschutz hatte durch Eintragung beim Bundeswahlleiter Namensschutz und so konnte ich 1978 als ihr Vorsitzender über Rechtsanwälte verhindern, daß in Badem -Württemberg und Bayern rechte Kräfte grüne Listen bildeten oder in Rheinland- Pfalz eindrangen. In Hamburg hatten wir 1 Jahr einen schweren Stand gegen eingedrungene Kräfte von rechts. Tauschringe.haben keine Bundessatzung. Jeder Tauschring ist autonom. Wenn auch die meisten Tauscher durch gemeinsame alternative, ökologische, pazifistische und libertäre Grundanschauungen geeint sind, kann es in Einzelfällen auch rechte Tauschringe oder rechte Tendenzen in ihnen geben wie jetzt in Hemmoor.
Dort bleibt nichts anderes übrig, die Rechten sich selber zu überlassen und neben diesem einen neuen Ring aufzubauen - dort mit klaren Regeln - und zu beweisen, daß ein alternativer Tauschring besser arbeitet als ein rechter.
Wir hatten letzte Woche in der Gruppe Hameln des Tauschringes Hildesheim, die von mir wie die Gruppe Alfeld und vor 3 Jahren Hildesheim selbst und Hannover Geburtshilfe erhielten/ erhalten, eine ähnliche Debatte. Es wurde gefragt, welche Garantien es für eine ökologische Ausrichtung von Tauschringen gibt. Nun ergibt sich das im Ring Hildesheim von selbst, denn es sind 2 Bio-Läden, 3 Biobauern, 1 Biogärtner im Dreieck Alfeld-Hildesheim-Hameln im Ring und eine Reihe Grüner, so daß es keiner Regeln bedarf. Ich sagte, wir sind uns in unseren alternativen Ideen ziemlich einig, wenn also jemand Kriegsspielzeug, kriegsverherrlichende oder rassistische Bücher anbieten würde, so ist mit den Leuten zuerst zu reden und wenn sie unbelehrbar sind, muß sich die Gruppe von ihnen trennen. Ich denke, die große Zahl der Ringe sind gegen rechts immun.
Ganz besonders gilt dies für Ringe, in denen die liberalsozialen Ideen
eines sozialen und ökologischen wie pazifistischen und 1ibertären
Geld- und Bodenrechts mehr oder weniger stark beheimatet sind. Das sind z.B.
die größeren Ringe wie Hochschwarzwald, Köln, Halle, aber
auch einige in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Das Beispiel Hemmmoor zeigt,
daß auch Ideen eines Dritten Weges jenseits von Kapitalismus und
Kommunismus, nicht vor rechter Inbesitznahme geschützt sind. Bereits
in den 20er Jahren hatten sich Antisemiten und völkisch- Nationale eine
rassistische Zinsgegnerschaft zugelegt. Sie fußten auf Gottfried
Feder, dem nach 1933 gestürtzten Geldtheoretiker der NSDAP. Diese
Leute haben nie begriffen, daß die Gesellsche und Federsche
Zinsgegnerschaft unvereinbar waren. Darüber gibt es die Dissertation
von Dr. Gerhard Senft, Wien. ( G.Senft: Weder Kapitalismus noch Kommunismus,
Silvio Gesell und das libertäre Modell der Freiwirtschaft, Berlin 1990)
Und auch nach 1945 haben das einige Leute nicht kapiert. Das Ehepaar Beyer
vom Tauschring Hemmoor gehört wohl zu ihnen. Auch sie haben den Sinngehalt
der Gesellschen Überlegungen nicht verstanden. Gesell ist im Kern
prosemitisch:
"Die Judenhetzerei ist eine kolossale Ungerechtigkeit und eine Folge
einer ungerechten Einrichtung" (S.Gesell: Nervus Rerum, Buenos Aires
1891, S.72f ),
nämlich des die Klassenspaltung in arm und reich umlaufgesicherten Geldes,
das mehr zur Erzwingung von Krisen, Kriegen und Zins zurückgehalten
werden kann, sondern das sich den Zins abbauend von selbst anbieten muß,
ändern.
So wird es zu einem den Menschen dienenden Tauschmittel, während es
heute Herrschafts- und Ausbeutungsmittel ist. Folgerichtig tratt Gesell dem
Antisemitismus des amerikanischen Zinsgegners und Industriellen Henry
Ford entgegen:
"(...) Die Missetaten der Hochfinanz gliedern sich nicht in christliche
und jüdische; es ist unterschiedslos der Sieg des Mammonismus über
die Menschenseele. Nicht die Juden sind zu bekämpfen, sondern die
Machtmittel, die in jüdischen wie christlichen Händen seit
Jahrtausenden namenloses Unglück anrichten (...)" (Silvio Gesell:
Gesammelte Werke, Bd.14, Lütjenburg 1993, S.400)
Gesell gar des Rassismus zu bezichtigen beweist wenig Kenntnis seiner
Schriften:
"Die von mancher Seite angestrebte Rassereinheit mag für viele
Dinge, namentlich für die Uniform- und Schuhleistenfabriken von Vorteil
sein. Die Menschheit braucht aber eine möglichst große
Mannigfaltigkeit in den körperlichen und geistigen Eigenschaften."
"Der im Menschen angelegte Wandertrieb führt uns sichererer als
die Vorschrift eines irrenden und kurzsichtigen Rassezüchters... Die
Erfahrung spricht eher für als gegen die Rassenmischung."
Ähnlich könnte mit Gesell auf andere Vorwürfe geantwortet
werden. Nr. 106 der liberalsozialen Zeitschrift für
Sozialökonomie (10,- DM zu beziehen über den.Verfasser)
gibt eine Menge Antworten. Das Ehepaar Beyer sollte sich damit befassen -
dann erkennt es evtl., das es bei seiner rechten Gesinnung auf den falschen
Ziehvater gesetzt und von seinem Geist recht wenig verstanden hat.
Aber auch Bodo Kappel, der all diese Vorwürfe gegen Gesell bündelt, ist zum gründlichen Studium eingeladen. Ich helfe ihm dabei gern. Z.B. kann er wie alle Interessierten gegen 5,-DM meine Antwort an den ASTA Uni Hannover anfordern, der im Vorjahr eine liberalsoziale Veranstaltung mit dem Vorwurf sprengen wollte, "Kein Fußbreit den Faschisten überlassen" womit vor allem der Verfasser und der Referent, der Wirtschaftsanalytiker Helmut Creutz, gemeint waren. Mehrfach wurde der ASTA aufgefordert, mit uns gemeinsam ein Seminar zur vorurteilslosen Aufarbeitung der Vorwürfe zu machen. Schweigen! Als wir es vierteilig in der Uni selbst durchführten und ihn dazu einluden, erschien niemand vom ASTA. Ich kann nur hoffen, Bodo Koppel ist aus anderem Holz geschnitzt und fordert mich zur Diskussion über diese Fragen nach Hemmoor auf, aber auch andere Interessierte!
Zum Schluß noch eine Überlegung zur Frage, weshalb in der äußersten Linken, z.B. bei den Anhängern Jutta Ditfurths so verbissen gegen die Liberalsozialen gekämpft und dabei vor keiner Verleumdung zurückgeschreckt wird:
Der sogenannte Sozialismus-Kommunismus mußte aus Theoriegründen im Staatskapitalismus versanden. Für Gesell war das schon in der Anfangszeit des Sowjetsystems klar. Das hat was mit der Mehrwerttheorie zu tun, während die Geld- und Zinstheorie von Marx die von Gesell im Grundkern 30 Jahre vorwegnahm. Sie konnte durchaus Grundlage eines Liberalsozialismus werden, hätte Marx sie nicht immer wieder mit der Werttheorie zugedeckt und hätte Engels daraus nicht die falsche Konsequenz der Annulierung des Geldes statt es zu reformieren, wie es Gesell vorschlug, gezogen. Darüber hat der Verfasser einen Text verfaßt (DM 6,-)
Jutta Ditfurth und FreundInnen klebt die Mehrwerttheorie trotz ihres katastrophalen Debakels so fest hinter den Ohren, daß sie nicht fähig sind, auch anders zu denken. Jetzt, nach dem Ende des "realen" und angesichts der Gesamtkatastrophe, in die uns der Kapitalismus steuert, wollen sie nicht dulden, "daß die Menschheit von den Ideen Gesells eben mehr lernen kann als von denen von Marx". So hatte es der große Ökonom J.M. Keynes schon 1936 gesagt, als der "Kommunismus" noch machtvoll da stand. Und da die Liberalsozialen in der Gesellschaft auf mehr Gehör finden, schlagen Gegner auf sie mit der Faschismuskeule los.
Georg Otto, Am Gänseberg 11, D-31079 Eberholzen,
Sprecher der Liberalsozialen Aktion und der Liberalsozialen in
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN
rechte und nationale Tendenden in der Freiwirtsdchaftsbewegung?
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14.01.1998