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Seminararbeit Simone Laumann im Rahmen des gemeinsamen Seminares mit Labyrinth e.V. an der KFH-NW in Münster im WS 1999/2000 zur Aussiedler-Integration

Ein Projekt zur AussiedlerInnen-Integration:
Jugendkeller "Milchschnitte" in der "Alten Molkerei" in Freren (Landkreis Emsland)

1. Einleitung

Wer sich mit dem Thema „AussiederInnen" 1  beschäftigt, stößt ziemlich schnell auf den Begriff der Integration. Es lohnt sich, diesen Ausdruck einmal etwas genauer zu betrachten und sich seiner Bedeutung bewußt zu werden. Eine Definition lautet: „Wiederherstellung einer Einheit aus Differenziertem". 2
Die Einheit im Hinblick auf die AussiedlerInnen-Integration ist der ursprüngliche Zustand, d. h. ein gemeinsames gleichberechtigtes Leben in Deutschland. Das Differenzierte sind die einzelnen Personen, die Kultur, die Geschehnisse der Vergangenheit und der Gegenwart. Trotz der Differenzierungen ist eine Einheit möglich, das sagt uns dieses Integrationsverständnis.
Wie nun diese Einheit wieder hergestellt werden kann, das ist in der Definition nicht enthalten. Vielleicht ist es auch gar nicht möglich? Vielleicht kann auch nicht die Einheit das erstrebenswerte Ziel der AussiedlerInnen-Integration sein, sondern vielmehr das gegenseitige Akzeptieren der sich über Jahrzehnte herausgebildeten Kulturen.
Das bedeutet für die AussiedlerInnen-Integrationsarbeit ganz konkret, daß das Ziel nicht darin bestehen kann, den AussiedlerInnen unsere Verhaltensweisen und Ansichten „anzuerziehen", damit sie so werden wie wir, sondern daß ihre Verhaltensweisen und Ansichten als Bereicherung unserer Kultur angesehen werden sollten.
Genau das hat offensichtlich auch die „Alte Molkerei" in Freren erkannt.
Mit dem Projekt „Milchschnitte" versucht sie, eine AussiedlerInnen-Integration zu betreiben, die davon ausgeht, daß nur durch eine ganz natürliche Einbeziehung von AussiedlerInnen in die Kulturarbeit Integration möglich ist, d. h. es wird ganz bewußt kein „Jugendraum für AussiedlerInnen" angeboten, sondern für Jugendliche, wobei die Initiatoren eben AussiedlerInnen waren.
Gerade diese Einbeziehung der AussiedlerInnen als natürliche Mitgestalter an einem Jugendraumprojekt und nicht die Definition als Defizitär- oder Problemgruppe erscheint mir sehr vielversprechend, wird so doch von vornherein eine mögliche Stigmatisierung des Personenkreises weitgehend verhindert. Dadurch, daß von Anfang an einheimische Jugendliche am Projekt beteiligt waren, entstehen zum einen Kontakte zu AussiedlerInnen durch das gemeinsame Ziel „Jugendraum", zum anderen läßt dies hoffen, daß es auch in Zukunft immer auch einheimische „Verteidiger" des Raumes gibt, wenn er von Vorurteilen und Klischeevorstellungen über AussiedlerInnen besetzt zu werden droht.
Zurück zur Integrationsdefinition: es wurde bereits festgestellt, daß das Wie der Integration offen geblieben ist. Natürlich kann es nicht den „einen richtigen Weg zur Integration" geben, abgesehen davon ist Integration schwer meßbar und vor allem auch die Ursachen einer gelungenen Integration.
Eine Idee zur Integrationsarbeit soll nun in der „Alten Molkerei" erprobt werden. Der folgenden Projektbeschreibung wird im zweiten Kapitel eine Situationsbeschreibung vorangestellt, die die spezielle Problematik in der Samtgemeinde Freren verdeutlichen soll. Denn das Projekt „Milchschnitte" muß im Zusammenhang mit den örtlichen Gegebenheiten gesehen werden. Nur so können die Entstehungsursachen des Projektes deutlich werden.
Die Projektvorstellung im dritten Kapitel beschreibt alle wichtigen Aspekte des Projektes: den Träger, die Idee und die Durchführung und schließlich die Finanzierung.
Am Ende folgen einige Schlußbemerkungen meinerseits, die noch einmal die ortsbezogene Bedeutung des Projektes herausstellen sollen.

2.Situationsbeschreibung

Die Stadt Freren ist eine „kleine Kleinstadt" im südlichen Emsland, sie hat etwa 5176 Einwohner (Stand 1.10.1999). Zusammen mit mehreren kleineren Ortschaften bildet sie die Samtgemeinde Freren, die sehr ländlich geprägt ist. Im Oktober 1999 lebten 940 AussiedlerInnen 3 in Freren 4, wovon die meisten im Stadtgebiet wohnen. Um eine ungefähre Annäherung an den AussiedlerInnen-Anteil zu bekommen, läßt sich aus den oben erwähnten Daten ein AussiedlerInnen-Anteil an der Gesamtbevölkerung der Stadt Freren von 18,16% errechnen. In einem Zeitungsartikel in der „Lingener Tagespost" vom 28.02.2000 (Siehe Anhang) wird der AussiedlerInnen-Anteil in Freren ebenfalls in dieser Größenordnung (20 %) erwähnt.
Die meisten AussiedlerInnen kamen Anfang bis Mitte der 90er Jahre nach Freren. Die Stadt Freren stand vor einem Wohnungsproblem: wo sollten die vielen neuen Bürger untergebracht werden? Im Stadtkern entstanden in kurzer Zeit große Wohneinheiten, wie es sie bis dahin in Freren nicht gegeben hatte.
Diese neuen Wohnblocks wurden überwiegend von den AussiedlerInnen bewohnt, was von Anfang an eine Ghettoisierung darstellte und erste Kontakte über Nachbarschaft o. ä. unmöglich machte. Der hohe AussiedlerInnen-Anteil machte sich in allen Bereichen des öffentlichen Lebens bemerkbar: in der Schule, bei der Arbeit, beim Einkaufen und so weiter.
Was aber geschah im privaten Bereich? (Belassen wir es bei dieser rhetorischen Frage.)
Sehr bald wurden die AussiedlerInnen zur Problemgruppe, ja, teilweise auch zum Sündenbock. In vielen Äußerungen über „die Russen" kamen nur negative Aussagen vor. Besonders viele Jugendliche, die die geschichtlichen Ereignisse nicht kannten, neigten zu vorschnellen Verurteilungen der fremdartigen Klassenkameraden. Mittlerweile leben viele AussiedlerInnen schon jahrelang in Freren und ein neuer Trend läßt sich beobachten: viele Familien bauen selbst ein Einfamilienhaus, wobei sich die Wohnstruktur so entwickelt hat, daß die Häuser der AussiedlerInnen meistens in einem bestimmten Gebiet nebeneinander liegen, so daß in der einheimischen Bevölkerung Ausdrücke wie „Russenviertel" u. ä. gebraucht werden.
Die Ursachen dieser Ballung der AussiedlerInnen können hier nur vermutet werden. Zum einen möchten vermutlich viele einheimische BürgerInnen nicht in einem Gebiet wohnen, in dem viele AussiederInnen leben. Diese Vermutung liegt nahe, wenn man die negativen Aussagen über AussiedlerInnen im Allgemeinen bedenkt. Deshalb wird bei der Wahl eines Bauplatzes bei Einheimischen oftmals dieses Kriterium eine Rolle spielen. Andersherum möchten vielleicht die Aussiedlerfamilien lieber zusammen wohnen als zwischen den „ignoranten Einheimischen". Sicher gibt es noch andere Faktoren, die hier eine Rolle spielen, die aber nicht weiter ausgeführt werden sollen.

3.Jugendraum „Milchschnitte"

Um mich über das Projekt „Milchschnitte" zu informieren, von dem ich aus einem Zeitungsartikel wußte (siehe Anhang), nahm ich Kontakt zu Herrn Petri auf, der als Pädagoge das Projekt leitet. Er zeigte mir die Räume und erzählte mir von dem geplanten Vorhaben.

3.1 Beschreibung der „Alten Molkerei"

Nach längerem Hin und Her wurde Mitte der 90er Jahre ein altes Molkereigebäude in Freren zum Kulturzentrum „ernannt", das vom „Kulturkreis Impulse" geführt wird.
Der „Kulturkreis Impulse" bietet das ganze Jahr über Veranstaltungen im musischen, künstlerischem und literarischem Bereich an. Außerdem unterhält er die Geschichtswerkstatt Samuel Manne, die nach einem in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Kind aus Freren benannt wurde und die Material über die Geschichte der Juden, besonders der Frerener Juden, enthält.
Insgesamt steht die „Alte Molkerei" für interkulturelle Angebote und Abwechslung. Ihr Programm richtet sich an alle Alterstufen.

3.2 Idee

Der Vorschlag, in den ungenutzten Kellerräumen der Molkerei einen Jugendraum zu gestalten, kam von jugendlichen AussiedlerInnen.
Anzumerken ist hier, daß es in Freren sonst nur kirchliche oder von Vereinen geführte Räume gibt, die (einigen) Jugendlichen zugänglich sind, es gibt jedoch keine offenen Jugendräume für alle Jugendlichen.
Das nächste Jugendzentrum liegt etwa 15 km entfernt in Lingen.
Besonders bei den AussiedlerInnen kam sehr bald das Problem der Raumsuche auf: auffällig waren besonders Mitte der 90er Jahre die Treffpunkte der jungen AussiedlerInnen in Bushaltestellen, Parks o. ä., wo sich regelmäßig etwa 10 bis 20 Jugendliche trafen.

3.3 Durchführung

Zur Durchführung ist zu sagen, daß das Projekt „Milchschnitte" gerade erst anläuft, d. h. die nötigen Ressourcen (Räume, Mitarbeiter, Jugendliche, Geld,...) sind weitgehend vorhanden, allerdings besteht der erste Teil des Projekts aus der Renovierung und Gestaltung der Räume, woran natürlich auch die Jugendlichen beteiligt werden. Außerdem ist dem offiziellen Projekt eine Entwicklung vorangegangen, die hier nur kurz angedeutet werden soll: Herr Petri erzählte mir, daß sich schon seit einigen Monaten einige Jugendliche in den Kellerräumen in Absprache mit dem Kulturkreis Impulse eine kleine Ecke mit Decken u. ä. so zurechtmachten, daß sie sich dort mehr oder weniger gemütlich treffen konnten. Es besteht also schon seit längerer Zeit Kontakt zur „Alten Molkerei", so daß die jetzt aktiven Jugendlichen sich nicht erst seit dem offiziellen Projektbeginn engagieren, sondern teilweise schon länger dort mitarbeiten.

3.3.1 Räumlichkeiten

Um die Räume besser beschreiben zu können, füge ich eine aus dem Gedächtnis gemalte Skizze des Jugendkellers ein ( ,die nicht maßstabsgetreu oder in anderer Weise perfekt ist): (Skizze!)

Der Raum hat einen eigenen Eingang mit einer kleinen Treppe von außen. Dies wurde auf Wunsch der Jugendlichen so gestaltet, damit sie nicht immer durch die Räume des Kulturkreises Impulse gehen müssen.
Von einem kleinen Eingangsraum geht es in einen Raum, in dem eine Küche eingebaut werden soll, damit sich die Jugendlichen selbst versorgen können mit Tee und Kaffee, vielleicht wird auch manchmal gekocht oder gebacken. Dieser Raum soll als allgemeiner Treffpunktraum dienen.
Von dort aus geht es in einen sehr großen, langen Raum, in den ein kleiner Raum mit Tür und Fenstern eingebaut ist. Dies soll der Raum für den DJ bei Feten sein, wenn es eine Musikanlage geben wird, gehört sie auch hierher. Der größte Teil des Raumes soll bei Veranstaltungen, z. B. Discoabend, als Tanz und Aufenthaltsraum dienen. Im normalen Alltag sollen hier Billardtische und Tischtennisplatten stehen. Wie Herr Petri erklärte, haben besonders junge Aussiedler häufig eine Vorliebe für Tischtennis, da es in Rußland in allen Schulen gespielt würde. Im hinteren Bereich des Raumes soll durch eine kleine Erhöhung ein Ruhebereich markiert werden. Hierhin können sich Jugendliche zurückziehen, sich unterhalten, lernen oder anderen ruhigen Beschäftigungen nachgehen. Daran angrenzend befindet sich ein kleiner Raum, der Herrn Petri als Büro dienen soll, das aber teilweise auch von den Jugendlichen benutzt werden soll, wenn es z. B. darum geht, mit dem Computer zu arbeiten oder Bewerbungen zu kopieren usw.
Dahinter ist noch ein kleiner Abstellraum.

3.3.2 Personal

Als leitender Pädagoge wurde Herr Petri vom Kulturkreis Impulse angestellt. Da er selbst Aussiedler ist und auch jugendliche Kinder hat, kennt er die Probleme der jungen AussiedlerInnen. Im Gespräch erzählte er mir mehrere persönliche Eindrücke, die sicherlich bei seiner Arbeit wertvoll sein können, da er selbst auch die emotionale Seite des Aussiedlerseins kennt. Vor allem aber glaube ich, daß er sich besonders gut in die jugendlichen AussiedlerInnen hineinversetzen kann, weil er ihre Vorgeschichte kennt und aus eigener Betroffenheit nachempfinden kann. Er weiß, wie sie in Rußland gelebt haben und mit welchen Werten und Normen die Jugendlichen dort aufgewachsen sind. Meiner Einschätzung nach kann er durch seine Persönlichkeit und seine konstruktive Haltung sicherlich besonders den Aussiedlerjugendlichen gegenüber auch ein Stück weit Vorbild sein in seinem Handeln. Er selbst erzählte mir, daß er sich manchmal frage, ob er denn auch bei den einheimischen Jugendlichen so gut ankäme und ob sie ihn akzeptieren würden. Allerdings habe er in dieser Hinsicht positive Erfahrungen gemacht. Und ich persönlich denke auch, daß es mehr darauf ankommt, grundsätzlich eine offene Haltung gegenüber den Jugendlichen zu haben, dann wird die Herkunft der Person schnell in den Hintergrund rücken.
Unterstützt wird Herr Petri durch die Sozialpädagogin Gabi Fröhlich vom Kolpingjugendgemeinschaftswerk Emsland (siehe auch Zeitungsartikel im Anhang), die allerdings nicht ständig vor Ort ist, sondern eher sporadisch unterstützend eingreifen kann.

3.3.3 Zielgruppe

Das Projekt richtet sich an Jugendliche jeder Herkunft . Altersbeschränkungen gibt es nicht, bisher haben sich Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren beteiligt.

3.3.4 Angebotstruktur

Das Angebot soll offen sein, d. h. für jeden Jugendlichen zugänglich sein.
Das Programm der „Milchschnitte" soll zusammen mit den Jugendlichen erarbeitet werden, so daß die Interessen der Jugendlichen direkt berücksichtigt werden.
Die Öffnungszeiten der „Milchschnitte" stehen noch nicht fest. Herr Petri erzählte, daß einige Jugendliche jetzt einen Gruppenleiterschein machen wollen, um dann selbst einzelne Gruppen zu betreuen, wenn z. B. Herr Petri nicht anwesend ist. Dieser betonte, daß er den Jugendlichen Freiräume lassen möchte und sie auch mal alleine etwas machen könnten.
Mir erscheint diese angedachte Form wie eine Kombination von „betreutem Jugendraum" und „ehrenamtlicher Selbstverwaltung". Auch diesen Aspekt finde ich sehr vielversprechend.
Ideen für verschiedene Themengruppen lassen sich auch aus dem Zeitungsartikel im Anhang entnehmen.

3.3.5 Einbeziehung der Jugendlichen

Im gesamten Prozeß sind die Jugendlichen die Hauptakteure des Projektes. So sieht sich auch Herr Petri nicht als Macher und Gestalter des Projektes, sondern er möchte den Jugendlichen unaufdringlich seine Unterstützung in allen Bereichen anbieten. Letztendlich fallen ihm sicher viele organisatorische Aufgaben zu, aber in der äußeren und inneren Gestaltung der „Milchschnitte" richtet er sich ganz nach den Wünschen der beteiligten Jugendlichen.

3.4 Finanzierung

„An den Investitionskosten von rund 90 000DM beteiligten sich die LAGS mit 35 000 DM, der Landkreis Emsland mit 15 000 DM und die OLB Stiftung Oldenburg mit 5000 DM. Die Samtgemeinde Freren stellt 6000 DM zur Verfügung und die Stadt Freren 4000 DM. 25 000DM stammen aus Eigenmitteln des Kulturkreis bzw. werden durch Eigenleistung erbracht." 5

4 Schlußbemerkungen

Als angehende Sozialarbeiterin schätze ich dieses Projekt sehr erfolgversprechend ein. Viele interessante Überlegungen konnten sicher nur mit in das Projekt einfließen, weil daran AussiedlerInnen unmittelbar beteiligt wurden.
Für „Freren - kleine Stadt im Emsland" 6 , bedeutet dieser Jugendraum meiner Ansicht nach einen großen Schritt nach vorne in der Jugendarbeit. Meiner eigenen recht jugendlichen Einschätzung nach ist ein solches Angebot längst überfällig; nicht nur, aber besonders für Aussiedlerjugendliche, denn Alternativen gibt es für sie kaum. Ein öffentlicher Jugendraum erfüllt ja nicht nur die Funktion eines „Wetterschutzes", der an den bisherigen Treffpunkten der AussiedlerInnen gefehlt hat, sondern er signalisiert auch eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, ein legitimiertes Dasein und eine öffentliche Position. Ich finde es ganz wichtig, daß die Frerener Jugend insgesamt in diesem Projekt eine Chance bekommt, sich einen offenen Treffpunkt zu gestalten, da es bisher leider noch keine Möglichkeit dazu gegeben hat. „Offene Jugendarbeit" ist in dieser ländlichen Region insgesamt leider sehr selten vorzufinden. Das heißt jedoch nicht, daß sie hier überflüssig oder nicht machbar wäre. Vermutlich war diese Form der Jugendarbeit früher im ländlichen Bereich überflüssig, als eine Vereinszugehörigkeit, z. B. in der KLJB (=Katholische Landjugendbewegung) für Jugendliche selbstverständlich war. Die gesellschaftlichen Entwicklungen haben diese Strukturen jedoch überholt. Die wenigen kirchlichen Vereine in Freren bieten den Jugendlichen zumeist nur sporadische Veranstaltungen und Treffen an, wobei hier ja von vornherein nur diejenigen Jugendlichen angesprochen werden, die sich im weitesten Sinne mit „Kirche" identifizieren können, zumal ein Bestandteil der kirchlichen Jugendarbeit immer auch religiöse Elemente enthält wie z. B. die Gestaltung von Jugendmessen.
Es fehlen also alltagsorientierte Angebote für alle Jugendliche, d. h. Orte, an denen man sich auch ohne Terminabsprache treffen kann.
Ganz wichtig finde ich auch Herrn Petri als Ansprechpartner für alle Jugendlichen. Besonders Jugendliche, die Probleme haben und Hilfe suchen, finden hier einen Ansprechpartner. Denn das zuständige Jugendamt hat seinen Sitz in Lingen (ca. 15 km entfernt) und ist für die Jugendlichen der Samtgemeinde Freren eine völlig „unsichtbare" Institution. Vermutlich wissen die meisten Jugendlichen nicht einmal, wo sich das für sie zuständige Jugendamt befindet, da es sich dabei auch nur um eine kleine Außenstelle des Landkreises Emsland mit 3 oder 4 Sozialarbeitern/-innen handelt. Aus einem Praktikum in dieser Institution weiß ich, daß Jugendliche aus den ländlichen Zuständigkeitsbereichen meist nur Kontakt zum Jugendamt aufnehmen (müssen), wenn sie straffällig geworden sind oder es familiäre Probleme gibt, wie z. B. eine Scheidung der Eltern.
Unter diesem Blickwinkel erscheint eine offene Form der Jugendarbeit in Freren angebracht.
In diesem Zusammenhang möchte ich persönlich anmerken, daß ich es wirklich bemerkenswert finde, wie der „Kulturkreis Impulse" sich für die Jugendlichen in Freren und Umgebung einsetzt. Der Kulturkreis begegnet der jungen Generation offenbar mit sehr viel mehr Vertrauen und Respekt als es von anderen Seiten der Fall ist. Hier werden jugendkulturelle Veranstaltungen ermöglicht und besonders mit dem Projekt „Milchschnitte" ein Zeichen gesetzt, das meiner Ansicht nach für eine tolerante Jugendarbeit steht, an der man/frau sich ein Beispiel nehmen kann!

5 Quellenangaben

DUDEN, Das Fremdwörterbuch, 5. Auflage, Mannheim 1990

Lingener Tagespost, 7.12.1999

Lingener Tagespost, 28.02.2000

Bernhard Fritze: Freren – kleine Stadt im Emsland, Freren 1994

6 Anmerkungen

1 Ich verwende den Begriff „Aussiedler" in dem Bewußtsein, daß er umstritten ist; ich persönlich halte ihn jedoch für benutzbar, wobei ich ihn mit dem Zusatz „-In" verwende, um auch auf das weibliche Geschlecht aufmerksam zu machen, das im Allgemeinen gerade in diesem Zusammenhang oft unerwähnt bleibt

2 DUDEN, Das Fremdwörterbuch, 5. Aufl., 1990, S. 354

3 über die Herkunftsgebiete ist mir nichts bekannt, es ist jedoch anzunehmen, daß die meisten in Rußland gelebt haben. Alle Angaben zur AussiedlerInnen-Statistik erhielt ich auf Anfrage bei der Samtgemeindeverwaltung

4 Zitat aus dem im Anhang aufgeführtem Zeitungsartikel, Lingener Tagespost, 7.12.1999

5 Buchtitel eines von Bernhard Fritze herausgegebenen Werkes über die Stadt Freren


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